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Worüber Banken nicht gerne reden

Ronald Hechenberger
Mittwoch, 1. April 2015 – von

Worüber Banken nicht gerne reden

Was Banken ohne unser Wissen mit unserem Geld machen, erklärte Ronald Hechenberger, Experte für nachhaltiges Finanzwesen, bei einem Workshop im März 2015 an der Akademie des Projektes Bank für Gemeinwohl.

Laut Berechnungen stellen die Österreicher/-innen dem Finanzsektor jährlich rund 500 Milliarden EUR an Erspartem zur Verfügung.  Ein großer Teil dieser Gelder wird als Kredite weitergereicht oder für den Kauf von Wertpapieren verwendet.

Fragwürdige Kredite und aggressive Expansion


Hier beginnt der fragwürdige Teil der Bankenstory, denn die Banken investieren ihr Kapital nicht selten in spekulative Kapitalmarktprodukte, verleihen es an andere Banken und entfernen sich immer stärker von ihrem eigentlichen Kerngeschäft – der Kreditvergabe – und somit von der Realwirtschaft. Geld verliert seinen eigentlichen Daseinszweck: Es nützt nicht mehr einzelnen Unternehmen, sondern ist zum Selbstzweck geworden. Was auch passieren kann, ist, dass mit viel Kapital ausgestattete Banken aggressiv nach Osteuropa expandieren und vor lauter Wachstumslust extrem riskante Kredite vergeben – so geschehen bei fast allen österreichischen Großbanken. Wenn dann viele Unternehmen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen, müsste die Bank eigentlich pleitegehen. In den USA passiert das mehreren tausend Geldinstituten jährlich, man hat dort damit also einige Routine. Wir Europäer/-innen hingegen machen uns viele Gedanken zur „Systemrelevanz“ und bürden Bankverluste der Allgemeinheit auf (siehe Hypo).

Geld für Waffen und Naturzerstörung

Ein weiteres dunkles Kapitel der Bankenstory ist die Kreditvergabe an gemeinwohlschädliche Projekte. Zwei Beispiele aus internationalen Untersuchungen: Österreichische Banken verleihen Geld an EADS, einen der größten Rüstungskonzerne Europas (Quelle: www.dontbankonthebomb.com). Und sie finanzieren den österreichischen Andritz-Konzern, der mit diesem Geld auch den umstrittenen Belo Monte-Staudamm in Brasilien baut, gegen den NGOs seit Jahren protestieren (Quelle: www.facing-finance.org).

Irreführen von Bankkund/-innen


Oft unter den Tisch gekehrt wird auch der provisionsgetriebene Vertrieb zum Nachteil der Kund/-innen. In der aktuellen, anhaltenden Niedrigzinsperiode suchen Banken nach neuen Einkommensquellen. Statt unabhängig zu beraten, verkaufen sie ihren Kund/-innen oft unpassende Finanzprodukte wie Lebensversicherungen und bedenkliche Fonds. Meist werden dabei Risiken und Provisionen verschwiegen (Quelle: www.verbraucherrecht.at). Laut einer Studie des deutschen Verbraucherschutzministeriums sind solche Fehlleistungen in der Finanzberatung eher die Regel als die Ausnahme. Die so entstehenden Vermögensschäden umfassen, auf Österreich hochgerechnet, geschätzte 200 bis 300 Millionen EUR.

LED als Hochrenditeveranlagung


Was macht eine am Gemeinwohl orientierte Bank anders? Sie regt Zinsverzicht bei ihren Kund/-innen an, vergibt Kredite für regionale, nachhaltige und soziale Investitionen und unterstützt somit die Realwirtschaft. Und sie legt Kapitalmarktprodukte nach strengen ethischen Regeln auf: Wer sich dafür interessiert, findet ein breites Angebot in zahlreichen Bankinstituten. Auch auf www.gruenesgeld.at sind ethische Geldveranlagungen aufgelistet.

Aber wer Banken generell misstraut, kann sein Geld auch im eigenen Umfeld investieren: etwa in Crowdfunding-Projekte oder Mikrokredite. Man kann aber auch in den eigenen vier Wänden beginnen: Mit der Umrüstung sämtlicher Glühbirnen in der eigenen Wohnung auf LED-Lampen kann man bei einer Investitionssumme von rund 100 EUR eine Stromersparnis von 120 EUR erzielen. So viel Rendite erhält man heute bei keinem Finanzprodukt.