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„Mit dem Gemeinwohlkonto betreten wir Neuland.“ - Porträt Jurist Thomas Bernardini

Sonntag, 26. März 2017

„Mit dem Gemeinwohlkonto betreten wir Neuland.“ - Porträt Jurist Thomas Bernardini

Vor den Vorhang – Porträt Jurist Thomas Bernardini

„Mit dem Gemeinwohl-konto betreten wir Neuland.“

Thomas Bernardini ist Jurist und arbeitet bei der BfG, um ein Projekt mit gesellschaftlichem Mehrwert umzusetzen.

 

Thomas, du arbeitest seit etwa einem halben Jahr als Jurist in der BfG Genossenschaft, was motiviert dich?

Wir arbeiten an etwas völlig Neuem: Wir werden ein gemeinwohl-orientiertes Konto für Geschäfts-und Privatkunden für den täglichen Zahlungsverkehr anbieten. Dafür errichten wir derzeit ein Zahlungsinstitut und bereiten nun den FMA-Antrag für eine ganze Palette von Konzessionen vor, um ein vollwertiges Zahlungskonto – von der Bankomatkarte bis zum Online-Banking – anbieten zu können.

 

Damit betritt die BfG juristisches Neuland.

Ja, eine derart umfangreiche Konzession auf Grundlage des Zahlungsdienstegesetzes wurde in Österreich bisher noch nicht beantragt, das ist sehr spannend für mich. Das Gemeinwohl-Konto macht es für jede*n Kund*in möglich, ohne großen Aufwand, nämlich allein durch die Eröffnung bzw. die alltägliche Benutzung des Zahlungskontos, einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Unser Geschäftsmodell ist innovativ, aber wir vertrauen darauf, dass die Menschen bereit sind, etwas mehr für ein Konto zu bezahlen, um Gutes zu bewirken. Ein „Finanz-Bioprodukt“ sozusagen.

 

Euer Team besteht aus Expert*innen und arbeitet sehr konzentriert.

Das Kernteam für den Bereich der Gründung des Zahlungsinstituts besteht aus ca. sechs Menschen, alle hoch qualifiziert. Eine wunderbare Mischung aus Kompetenz und Idealismus, denn jeder von ihnen könnte in weitaus finanzkräftigeren Unternehmen arbeiten, hat sich aber bewusst für diesen Weg entschieden. Ich habe das große Glück, hier mit Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten und von ihnen lernen zu können.

 

Was hast du vorher gemacht?

Ich habe Jus an der Universität Wien und in Amsterdam studiert und danach in verschiedenen Rechtsberatungs-Unternehmen gearbeitet, zuletzt bei einer Wiener Großkanzlei im Bereich des Bankrechts. Die Erfahrungen dort waren äußerst lehrreich und helfen mir bei meiner jetzigen Aufgabenstellung sehr. Für große Unternehmen zu arbeiten, hat natürlich auch seinen Reiz, allerdings war es für mich an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren, das neben der beruflichen Herausforderung zusätzlich auch einen – hoffentlich bald spürbaren – gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Aktuell liegt der Fokus der Wirtschaftswelt immer noch auf größtmöglichem Wachstum und Gewinnmaximierung, was kaum hinterfragt wird.  

 

Du scheinst anderer Meinung zu sein.

Nicht zuletzt die Folgen der letzten Wirtschaftskrise haben bewiesen, dass dieser Fokus auf Wachstum einen gegenteiligen Effekt bewirken kann. Wir sollten umdenken und Wege suchen, bei denen unternehmerische Mittel nicht als Selbstzweck verstanden, sondern mit einem gesellschaftlichen und sozialen Ziel verbunden werden. Genau das wird hier versucht und deswegen bin ich hier!

 

Was sind die nächsten Schritte im BfG-Arbeitskreis Bank?

Das nächste große Ziel ist die Erlangung der Konzession durch die FMA. Bis dahin werden wir eine Aktiengesellschaft gründen, die Trägerin dieser Konzession werden wird.

 

Steckbrief

Thomas Bernardini, 26, studierte Rechtswissenschaften in Wien und Amsterdam.

Seit Jänner 2017 ehrenamtlich in der BfG, seit März als Jurist angestellt.

 

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