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Impact Investment mit Sinn-Rendite

Alexandra Scheucher, Key Account Genossenschaft Bank für Gemeinwohl
Sonntag, 11. Dezember 2016

Impact Investment mit Sinn-Rendite

Vor den Vorhang – Mitarbeiterporträt: Alexandra Scheucher, Key Account und Regionalgruppen-Koordinatorin

 

Immer mehr Kund/-innen möchten mit ihrer Geldeinlage die Welt besser machen und sind dafür auch bereit, auf Dividenden zu verzichten. Auch Business Angels, die gewinnorientiert agieren, investieren immer häufiger in Social Businesses. Laut einer Studie des EU-Parlaments sind in der Europäischen Union bereits elf Millionen Menschen in der "social economy" beschäftigt; sie erwirtschaften zehn Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung in der EU. Auch die BfG Genossenschaft für Gemeinwohl ist ein Social Business im weiteren Sinn. Wir tragen aktiv zum Gemeinwohl bei, wie unsere neue Key Account Managerin berichtet.

Impact Investment mit Sinn-Rendite

Alexandra, du bist ab sofort für Kontakte mit Investor*innen zuständig, siehst du einen Trend zum Impact Investing?

 

Ja, das ist eine erfreuliche Entwicklung. Immer mehr Financiers kommen von der bloßen Gewinnmaximierung ab und möchten ihr Geld sinnvoll anlegen, weil das mitunter befriedigender ist. In der BfG Genossenschaft nennen wir das Sinn-Rendite. Die Frage: „Wie wirkt sich meine Geldanlage aus?“ gewinnt an Bedeutung.

 

Was bietet die BfG Genossenschaft potentiellen Investor*innen?

 

Wir bieten ihnen ein Social Investment, das lange wirkt. Financiers werden mit ihrer Einlage Teil unserer visionären Genossenschaft und tragen zur Gründung eines Pionierprojektes am Finanzmarkt, der Bank für Gemeinwohl, bei. Auch die richtungsweisende Mitgestaltung des Finanzinstitutes ist möglich, denn wir sind mitten im Aufbau. Auf Wunsch stellen wir das Engagement der Geldgeber*innen auch öffentlich dar. Aber die meisten legen darauf keinen Wert, sie handeln aus sozialer Verantwortung.

 

Auch EPUs* und KMUs* zählen zu deiner Zielgruppe, was können sie beitragen?

 

Als engagierte Role Models, die sich für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem einsetzen, sind KMUs sehr wichtig. Wir bieten ihnen auch Kooperationen im Sinne einer wechselseitigen Bewerbung an. Das ist höchst wirksam, da wir uns auf eine große, außergewöhnlich interessierte und einsatzbereite Community stützen können. CSR* ist auch für KMUs wichtig, viele lassen sich zertifizieren, man kann mit dem Engagement in unserer Genossenschaft Gutpunkte sammeln. Wir haben schon mehrere hundert Unternehmen bzw. Personen, die Unternehmen leiten, in unseren Reihen.

 

Mit welchen Hard facts kannst du bei großen und mittleren Investor*innen punkten?

 

Wir geben Einblick in unsere Planrechnungen und zeigen, dass wir auf solidem, wirtschaftlichem Grund stehen. 2018 werden wir für Unternehmen auch ein Geschäftskonto anbieten. Wir nennen es Gemeinwohl-Konto, es hat den Vorteil, dass man genau weiß, was mit dem anvertrauten Geld passiert. Noch früher, nämlich schon Anfang 2017, startet unsere BfG Crowdfunding-Plattform, die bei den KMUs auf reges Interesse stößt. Dort kann man das eigene Kapital gezielt einsetzen. Einige KMU-Mitglieder unserer Genossenschaft haben schon eigene Projekte fürs Crowdfunding in petto.

 

Wie organisierst du dein Netzwerk?

 

Ich recherchiere Unternehmen und Persönlichkeiten, die anderwärtig schon durch soziales Engagement aufgefallen sind. Ich gehe auf Netzwerk-Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit sowie zu Events bestehender Netzwerk-Partner*innen. Orte, wo man sich trifft, um gemeinsam an einer besseren Welt zu arbeiten. Kontakte laufen auch über persönliche Empfehlungen unserer Genossenschafts-Mitglieder und Regionalgruppen.

 

Wie reagieren deine Gesprächspartner*innen?

 

Bei den Unternehmen ist eine große Sinnsuche zu beobachten, die Gespräche sind lang und tiefgehend. Es ist ein allgemeiner Vertrauensverlust gegenüber Banken feststellbar. Es gibt den Wunsch nach fairem und transparentem Umgang mit Geld. Meine Aufgabe ist es, diesen Wunsch in Tatkraft umzusetzen, damit wir viele neue, aktive Genossenschafter*innen aufnehmen können.
 

Dein zweiter Zuständigkeitsbereich umfasst die Betreuung der BfG Regionalgruppen.
 

Die Regionalgruppen repräsentieren uns in den Regionen, leisten wertvolle Netzwerkarbeit, organisieren Events und Infotische. Sie holen eigens ausgebildete Referent*innen in die Regionen, betreuen Interessent*innen, begleiten durch den Zeichnungsprozess. Sie machen das bisher alle ehrenamtlich.

Die Gruppen sind pro Region unterschiedlich groß, manche sind Ein-Personen-Inseln, in anderen Regionen sind bis zu 12 Leuten aktiv. Es sind Leute aus sehr vielfältigen Bereichen mit unterschiedlichen Zeitbudgets, Pensionist*innen ebenso wie Student*innen und Vollzeit-Berufstätige. Ich bin ihre Verbindung zum Wiener Büro und bemühe mich darum, dass die Regionalgruppen weiter wachsen.

Viele engagieren sich, um am historischen Entstehen von Österreichs erster Ethikbank aktiv dabei zu sein. Die Regionalgruppen sind dabei wesentliche Fundamente unseres Projektes, sie machen uns österreichweit sichtbar.
 

Du kommst aus dem Vertrieb, was hat dich zur BfG gezogen?

 

Durch mein Berufsleben zieht sich der Wunsch, für eine sinnstiftende Organisation tätig zu sein. Ich war bisher in unterschiedlichsten Formen der Kundenbetreuung und des Vertriebs tätig, hauptsächlich im Biobereich. Da habe ich gemerkt, dass trotz ökologischem Bewusstsein beim Geld die Verantwortung aufhört. Deswegen begeistert es mich, nun am Aufbau einer Institution mitzuwirken, bei der man sein Geld verantwortungsvoll anlegen kann.

 

Steckbrief

Alexandra Scheucher, MSc. 41 Jahre
Studium Europa Wirtschaftsschulen, Wien
Weiterbildungsstudium PR und integrierte Kommunikation, Krems
Cooperation Managerin Events im Auftrag von Austria Tabak
Vertriebsmanagerin Dashöfer Verlag
zuletzt Leitung Biobetrieb Niederösterreich

 

*Erklärung zu Abkürzungen

EPU: Ein-Personen-Unternehmen

KMU: Kleine-und-Mittlere Unternehmen

CSR: Corporate Social Responsibility // Gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens